Zusammen wirksam
Oya 56 | 12 2019 - 02 2020
Von Maria König
Im Oktober lud die Bewegungsstiftung in Berlin zum zweiten Mal zur Strategiekonferenz sozialer Bewegungen ein.
250 Menschen aus ganz unterschiedlichen Initiativen - wie "Seebrücke", "Extinction Rebellion" oder "Zwangsräumung verhindern" - kamen für drei Tage in der "Refo Moabit", einer zum Begegnungscampus umgestalteten Kirche, zum Erfahrungsaustausch zusammen.
Als ich am Samstagmorgen das Foyer der Kirche betrete, tauche ich in eine ruhige und konzentrierte Stimmung ein. Mit verschiedenen strategischen Fragen an die Initiativen beginnt der Tag. So fragt sich die "ICAN" (Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen), wie sich über Jahrzehnte der Kontakt mit immer wieder neuen Engagierten gestaltet, das "PENG!"-Kollektiv erzählt von seinen Erfahrungen mit provokanten Kommunikationsstrategien, oder "Women in Exile" berichten, wie es ist, wenn Betroffene ihre Bewegung selbst organisieren. Im Lauf des Tages entstehen in verschiedenen Diskussionsrunden Perspektiven, wie sich unterschiedliche Ausrichtungen - etwa Klimagerechtigkeit und selbstbestimmte Regionalentwicklung oder Migration und Feminismus - zusammendenken lassen.
An diesem Tag beeindruckt mich die klare und gute Organisation der Konferenz, die ganz vielfältigen Menschen einen Raum gibt und gleichzeitig alle Fäden gut zusammenhält. Bedarf an helfenden Händen, etwa für das Spülen, wird vermittelt, Kinderbetreuungen und Übersetzungen sind organisiert, es gibt veganes Essen und Komposttoiletten, Kommunikationsregeln über Handzeichen sind etabliert. Viel Achtsamkeit erfährt der Versuch, keine Herrschafts- und Machtstrukturen zu reproduzieren. Eine FLINT*-(Frauen, Lesben, Inter, nicht-binär und Trans)- und eine BPoC-(Black und People of Color)-Gruppe spiegeln den Versammelten, an welchen Stellen noch Unachtsamkeit herrscht. Ist der Raum weiß und akademisch bestimmt? Beginnen noch zu oft ältere weiße Männer die Plenumsdiskussionen? Kann es mehr Raum für Emotionen und Körperlichkeit geben?
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